Auge und Ohr trinken mit
Kölner Stadt-Anzeiger 23.12.2023
Romana Echensperger
Romana Echensperger
Wenn Leonardo di Caprio im Film „Der große Gatsby“ den Champagner mit seinem unvergleichlichen
Lächeln in die Kamera hält, dann tut er es stilecht in einer Coupe. Das Glas, besser bekannt als Champagnerschale, war das Accessoire der 1920er Jahre.
Wer auch heute noch stilecht eine Party eröffnen will, braucht dieses Glas für eine Champagnerpyramide. Dabei werden mindestens zehn Coupes so übereinandergestellt, dass man nur das Oberste eingießen muss. Während das Glas überläuft, füllt es die darunter stehenden Schalen– ein echter Hinkucker. Eine Coupe liegt zudem wunderbar in der Hand und fordert eine gewisse „élégance“ im Umgang. Wer sich tollpatschig bewegt oder zu heftig damit anstößt, verschüttet den Inhalt und steht bedröppelt da. In einer solchen Schale entweicht die Kohlensäure der Prickler besonders schnell. Es ist bekannt, dass Animierdamen zu der Zeit sogar einen silbernen Handtaschen- Quirl bei sich hatten, um die Kohlensäure herauszurühren. Zu viel Blubber vertrug deren Magen offenbar nicht.
Bei Weinkennern ist die Coupe verpönt, weil man auch die Geschmacksnuancen eines guten Schaumweins darin nicht wahrnehmen kann und weil man die Spritzigkeit so lange wie möglich erhalten möchte. Aber gerade beim Schaumweingenuss geht es ja nicht immer nur um Schnüffeln und Nachschmecken, sondern auch um Stil und Feiern im Überschwang.........