Allgemeine Zeitung

Altenbamberger Rotenberg wird vom Gut Hermannsberg wieder stärker bewirtschaftet

Wer sich mit Wein von der Nahe beschäftigt, der kennt die Spitzenlagen. Ob Traiser Bastei, Niederhäuser Hermannshöhle, Norheimer Kirschheck oder Schloßböckelheimer Felsenberg – da schnalzt der Weinfreund mit der Zunge...

Rotenberg

... Diese Lagen sind nicht nur geologisch und klimatisch interessant. Sie werden nun einmal auch von Winzern beackert, die Weltruf genießen. Und wenn einer dieser Meister plötzlich einen quasi im Tiefschlaf befindlichen Weinberg wieder zu neuem Leben erweckt, lohnt sich das Hinschauen – denn offenbar wird Potenzial gehoben.

Wer mit offenen Augen durch die Weinlagen an der Nahe spaziert, muss die Veränderungen im Rotenberg bei Altenbamberg wahrnehmen. Große Flächen dieser Lage waren über Jahrzehnte verbuscht, nur verfallende Bruchsteinmauern im Gestrüpp wiesen auf eine früher intensivere Nutzung hin. Nun aber wurden große Flächen befreit, es wurde gemulcht, es wurden Reben gepflanzt. Dahinter steckt das Gut Hermannsberg, dessen Portfolio an Weinlagen an der Nahe bekanntlich ziemlich weit oben steht, was die Qualität betrifft. Verantwortlich für die Lagen ist Karsten Peter, der schon seit vielen Jahren (und nicht nur im Gut Hermannsberg) für ausgezeichnete Tropfen sorgt und 2016 von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zum „Winzer des Jahres“ gekürt wurde.

Es ist Karsten Peter, der den Altenbamberger Rotenberg neu entdeckt hat. Und dabei geht es beim Gut Hermannsberg sicher nicht darum, Flächen und somit Masse zu vergrößern, um schnöde die Nachfrage nach gutem Nahe-Riesling zu befriedigen. Der Rotenberg hat es bei Karsten Peter nicht leicht gehabt. Er habe ihn anfangs „gehasst wie die Pest“, sagt er. Die Weine aus dem zunächst fremdbewirtschafteten Rotenberg waren Peter viel zu säurebetont. Und dann noch der Aufwand: Der Rotenberg liegt weit vom Gut Hermannsberg entfernt und erfordert eine längere Anfahrt – Peter muss mit seinem Jeep von Oberhausen über die Feilbingerter Höhe zum Schotterweg rumpeln, der den Altenbamberger Rotenberg hinabführt. Die Lage ist nicht nur relativ weit entfernt, sie ist auch extrem steil: Der Rotenberg erreicht bis zu 75 Prozent Neigung. Viel Fahrerei, viel Aufwand, viel Arbeit. „Am liebsten verkauft“ hätte er diese Lage anfangs, so Karsten Peter heute lächelnd.

Knapp zehn Jahre später kam die Kehrtwende, als sich das Team im Gut Hermannsberg mal wieder mit der hauseigenen Schatzkammer beschäftigte. Verkostet wurde dabei ein 1992er Riesling aus dem Rotenberg, ein QbA-Tropfen, trocken. Und Karsten Peter war verblüfft: Es sei ein „sensationell gereifter Riesling“ gewesen, der die Genießer „maximal geflashed“ habe. Dieser Wein habe seine Meinung zum Rotenberg geändert und ihn als Winzer neugierig gemacht. Er begann, sich mit der Lage stärker zu beschäftigen, und die Ergebnisse wurden Jahr für Jahr besser. Dabei sei der Altenbamberger Rotenberg eine wirklich schwierige Lage. Zum einen die Steilheit. Zum anderen besteht der Rotenberg aus unterschiedlichen geologischen Bestandteilen. Einfach ausgedrückt: Er ist nicht überall rot, sondern eher „bunt gemischt“. Und so hat Karsten Peter in Absprache mit den Naturschutzbehörden insgesamt einen Hektar als neue Rebfläche vorgesehen, es sind vor allem jene Abschnitte im oberen Teil der Lage. Der Rotenberg ist weitgehend nach Süden ausgerichtet, die vom Gut Hermannsberg genutzten Lagen liegen ziemlich weit oben, zwischen 250 und 350 Metern über dem Meeresspiegel. Die Lage sei vom Austrieb her sehr früh, die windoffene Situation sorge für eine lange Reifephase durch den kühlenden Wind. Eine der Parzellen sei vom Potenzial her so gut wie die absoluten Spitzenlagen des Guts Hermannsberg, so Peter. Das dürfte die Freunde des hochwertigen Nahe-Rieslings freuen, aber nur sie. Denn etwas anderes als Riesling wird es im Rotenberg unter Karsten Peter nicht geben. Das Gut Hermannsberg hat den Rotenberg mittlerweile zu einer Großen Lage nach den VDP-Kriterien gewandelt, und aus dieser Lage kommt nur Wein, für den maximaler Aufwand betrieben worden ist. 

 

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